Speicher Durlaßboden

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Das kleine Abenteuer begann, als wir das breite und langezogene Zillertal in Richtung der Krimmler Wasserfälle verließen. Wir bogen mit unserem Bully ab auf eine steile und enge Passstraße, die unser mobiles Schlaflager an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit brachte. Während sich der turbogeladene Diesel die Serpentinen hochquälte, machten wie Höhenmeter um Höhenmeter. Als wir uns gerade fragten, wie lange wir wohl noch bergauf bummeln würden, tauchte vor uns eine steile und merkwürdig symetrische Wand auf. Der 83 Meter hohe Erddamm des Stausees Durlaßboden! Da wir uns nicht vorbereitet hatten, ahnten wir aber nicht, was uns hinter dem Wall erwartete. So schlängelten wir uns weiter die Berghänge hinauf, bis wir schließlich weit über den Damm hinausblicken konnten. Und was für ein Anblick das war! Damit hatten wir nicht gerechnet. Bildhübsch und idyllisch schmiegte sich der Bergsee an die Flanken der umgebenden Berghänge und verschmolz mit den steinernen Riesen zu einem Postkartenmotiv vom Feinsten. Wir hielten am Straßenrand an und ließen die Szenerie auf uns wirken.

Nach einer Weile wurde uns klar, dass es eigentlich auch schon Zeit wurde, um einen Platz für die Nacht zu suchen. Unverhofft kommt oft: Die App park4night* zeigte uns einen inoffiziellen Stellplatz direkt am Ufer des Sees an. Natürlich mussten wir nicht zweimal überlegen und verließen den Pass Richtung Speicher. Die holprige Straße führte durch ein sich im Sommerschlaf befindliches Skigebiet und endete schließlich nach einigen Kehren am Weg runter zur Landungsstelle für Boote. Hier erwarteten uns bereits einige andere Camper. Lustigerweise stellten wir unseren Bus direkt neben ein Pärchen aus Berlin. Zufälle gibt’s!

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Das Wetter zeigte sich von seiner ganz schlechten Seite. Klar, wir waren immerhin auf 1.400 Metern, aber Anfang August hätte es schon ein wenig wärmer sein dürfen. Zusätzlich schüttete es nun wie aus Eimern. In einer kurzen Phase mit leichterem Regen dachten wir uns: Jetzt oder nie! Wir schnappten unser SUP Board und stießen uns ab auf die Wasseroberfläche. Diese Sekunden, Minuten (waren es Stunden?) werden wir nie vergessen. Nur wir allein und der nieselnde Regen, die wolkenverhangenen Bergspitzen, von denen sich vereinzelte Nebelschwaden in die Ränder des Sees ergossen, die fast perfekte Stille, untermalt vom fernen Geläut der Kuhglocken und dem leichten Plätschern der Paddel, wie sie Kraft ihrer Schläge die unergründlichen Tiefen des Wassers durchbrachen und uns über die hüpfenden Tropfen hinweggleiten ließen, all diese Eindrücke verschmolzen zu einem Einklang von Mensch und Natur und vereinten sich zu einem Moment fürs Leben.

Genau dafür waren wir auf Reisen gegangen. Im Nachhinein wurde uns klar, dass wir direkt auf dem Wasser die Ländergrenze zwischen Tirol und dem Salzburger Land überquert hatten. Ziemlich cool eigentlich. Am nächsten Morgen brachen wir früh morgens in Richtung der Krimmler Wasserfälle auf. Und auch diese Begegnung sollte einen tiefen Eindruck auf uns hinterlassen.

* unbezahlte Werbung

Bitte beachte, dass der Ort am Wasser kein offizieller Campingplatz ist. Es gibt daher weder Sanitäranlagen noch Stromanschluss ;)

 
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